Battletech Berserkerbanden
oder
"Der verbotene Roman"

Vorwort:

Anfang Oktober 2005 wurde ein Buch vom Machtwort-Verlag veröffentlicht, das den Namen "Battletech Berserkerbanden" trug und aus der Feder des Hobbyautors Lars Jirmann stammte. Es wurde auch bei Amazon gelistet, und als einer der Vorbesteller war ich in der glücklichen Lage, mein Exemplar noch geliefert zu bekommen, bevor... tja, bevor das Unvermeidliche passierte. Denn sowohl Lars Jirmann, ein 18-jähriger Journalismus-Student aus Leipzig, als auch der Machtwort-Verlag selbst hatten anscheinend übersehen, dass das Battletech-Universum durch diverse Copyrights geschützt ist und man kein Buch darüber verkaufen darf, ohne dafür Lizenzgebühren an WizKids/FanPro abführen zu müssen. Nur wenige Wochen später war der Roman dann auch schon wieder aus dem Angebot der Versände verschwunden, und der Machtwort-Verlag listete es ebenfalls nicht mehr in seinem Katalog auf. Ich schätze, dass insgesamt nur wenige hundert Exemplare dieses Buches wirklich ausgeliefert wurden.

Da ich meine für Amazon bereits geschriebene Rezension dort leider nicht mehr veröffentlichen kann, da das Buch ja vom Markt verbannt wurde und nirgends mehr verkauft werden darf, habe ich diese kleine Webseite gebastelt, um einerseits meine Meinung darüber doch noch der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und andererseits auch allen BT-Fans, die den Roman "verpasst" haben, ein paar Infos darüber zu geben.


Das Buch an sich:

Berserkerbanden Vorderseite Berserkerbanden Rueckseite


Titel: Battletech Berserkerbanden
Autor: Lars Jirmann
Seiten (mit Story): 290
Verlag: Machtwort
ISBN: 3-938271-27-2
Preis: EUR 11,-

Flappentext:
Lars Jirmann wurde am 11.07. 1987 in Leipzig geboren und ist seit seinem vierzehnten Geburtstag begeisterter Hobbyautor. Er geht auf das Werner Heisenberg Gymnasium in Leipzig mit dem Ziel Journalismus zu studieren. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seiner Community feiern, oder sitzt an seinem Computer und schreibt. Sein Leitsatz lautet: "The whole thing, I think it's sick!"

Colonel Caine Redclaws "Berserkerbande" besteht aus noch unerfahrenen, aber hoch begabten MechKriegern. Sie zu einer Einheit zusammen zu schmieden, kostet ihn viel Kraft und Nerven. Aber schon ihre erste Feuerprobe bestehen sie meisterlich.
Doch ein grausames Schicksal erwartet den Trinärstern Berserkerbande, als sie auf dem Dschungelplaneten Turas landen, um ein vermisstes Bataillon Mechs von Haus Steiner zu suchen. Auf Turas stoßen sie auf einen Gegner, der an Brutalität und Schlagkraft selbst den Clans die Stirn bieten kann.
Doch die Kampfeslust eines Berserkers ist größer als sein Lebensdrang...


Rezension:

Da der Roman klar in den Bereich Fanfiction fällt, habe ich schon von Anfang an nicht allzu viel davon erwartet. Dass ich von dem Buch aber trotzdem enttäuscht wurde, will daher schon was heissen.

Die Story ist in Teilen zwar noch halbwegs ok, bei der detaillierten Ausführung hapert es jedoch gewaltig! Die Charaktere wirken farblos, ihre Gefühle aufgesetzt und ihre Gespräche gekünstelt, so in der Art von: "Hier sollen die Charaktere sich jetzt unterhalten, mir fällt aber nichts Besonderes ein, was sie sagen könnten, also schreibe ich mal irgendwas...". Die meisten Gespräche geben dem Leser deswegen kaum echte Informationen und sind eher nutzloser "Smalltalk". Es fehlt einfach die Natürlichkeit des echten Lebens, und der Realismus kommt ebenfalls oft zu kurz, was sich auch in den Storyelementen fortsetzt.

Z.B. schafft es der Söldnerkommandeur mit nur ein paar Sätzen, dass eine Steiner-Miliz auf einem Steiner-Planeten eine blutige Feldschlacht mit seinen Truppen beginnt, bei der nicht wenige Soldaten ums Leben kommen. Und das alles nur, weil der Söldner seinen grünen Rekruten mal etwas anderes als reines Simulatortraining bieten will. In Wirklichkeit wäre er eher hochkant aus dem Büro des Steineroffiziers geflogen. Und berücksichtigt man ausserdem die Tatsache, dass die Söldner bis vor kurzem noch bei Steiner unter Vertrag standen, und wenig später sogar erneut unter Vertrag stehen, ist dieser Teil der Story komplett realitätsfremd. Kein Staat heuert erneut die Söldner an, die soeben die Miliz eines seiner Planeten niedergemetzelt haben, und ausserdem hätte auch Outreach da noch ein Wörtchen mitzureden. Und weiterhin trägt so etwas nicht gerade dazu bei, die Söldner dem Leser sympathischer zu machen.

Was einem auch sauer aufstößt ist die Tatsache, dass die ach so tolle, unbesiegbare Berserkerbande die einzigen zu sein scheinen, die irgendwas vom Kämpfen verstehen, und alle anderen werden nur als dumme Stümper hingestellt. Das geht so weit, dass man mit der Zeit das Gefühl bekommt, von Lars Jirmann, nun, "verarscht" zu werden, was noch durch die Tatsache verstärkt wird, dass die Söldner immer mal wieder was besseres als die Standardausrüstung zur Verfügung haben (ein Mechprototyp, ein speziell umgebautes Mechhüftgelenk, eine aufgepowerte Gausskanone, etc.). Von Spannung in den Kämpfen daher keine Spur.

Nach 231 von seinen insgesamt nur 290 Seiten kommt der Roman dann endlich zu dem im Flappentext angesprochenen Storyteil auf Turas, alles bisher Geschehene hat damit so gut wie nichts zu tun und diente nur als eine Art "Vorspiel". Und was der Leser dann in diesem "Hauptteil" des Buches vorgesetzt bekommt... ist mehr als nur Geschmackssache. Schon bei der ersten kurzen Impressionen von Turas kam mir eine bestimmte Ahnung, jedoch verwarf ich die schnell wieder, da ich der Meinung war: "Selbst dieser Autor wird so etwas sicher nicht tun!". Doch er tut es, und das Ergebnis schwankt zwischen lächerlich und absurd, auch wenn, und das muss ich zugestehen, am Ende doch noch so etwas wie Spannung aufkommt. Aber um Battletech handelt es sich hierbei NICHT mehr, eher um billiges, unrealistisches Sci-Fi aus einer der untersten Schubladen. Wer mehr dazu wissen möchte, sollte sich den Spoiler ansehen.

Nebenbei neigt Lars Jirmann zu teilweise überfrachteten Beschreibungen, was sich schon bei den Hauptcharakeren des Romans äussert. Der eine hat komplett schwarze Augen mit weissen Pupillen und diverse (genau beschriebene) Tatoos, der nächste schwarzes Haar mit roten Strähnen, ein rotes und ein gelbes Auge und ebenfalls Tatoos, die nächste Person hellblaues Haar, usw.. Es ist klar, dass Söldner eine etwas buntere Truppe als das normale Militär sind, aber man sollte das auch nicht ZU wörtlich nehmen :). Und was sollen die 6 Seiten mitten im Storyverlauf, wo detailliert jeder einzelne Mech der Kampftruppe aufgelistet wird, mit Pilotennamen, Codenamen, Waffen, wo die Waffen genau montiert sind, welche Panzerung der Mech besitzt, etc.? Ausgenommen vielleicht die Mechtypen sind solche Informationen total uninteressant, und falls sie doch für die Story wichtig sein könnten (sind sie nicht), ist so eine Sammlung nutzlos, weil sich das eh kein Mensch alles merken kann.

Mit der Rechtschreibung sollte sich der Autor ebenfalls nochmal befassen. Da werden munter Präsens und Perfekt vermischt, mit schöner Regelmässigkeit Kommata an den falschen Stellen gesetzt, und natürlich auch ab und zu Wörter schlichtweg falsch geschrieben. Sogar die Schriftgrösse wechselt zwischendurch mal. Und der niedrigste militärische Rang ist "Private" mit einem "e" am Ende, und nicht "Privat", wie er in diesem Roman immer wieder benutzt wird.

Aber das Schlimmste in meinen Augen sind die Unzulänglichkeiten in den Formulierungen. Man könnte teilweise fast meinen, ein Zehnjähriger hätte dieses Buch geschrieben, so platt und dilettantisch sind manche Sätze verfasst worden. Kleine Leseprobe:

"Die Gefangenen Soldaten wurden soeben vom Planeten eskortiert. Die erbeuteten Mechs wurden instand gesetzt. Und Malkite hatte Freizeit. Als der Mech im Kokon verankert war, schaltete er den Fusionsreaktor aus und öffnete das Cockpit. Ein kühlender Windhauch fuhr Malkite übers Gesicht. Das war das Problem bei Mechs. Sie produzierten im Laufe einer Schlacht mehr Abwärme als sie kompensieren konnten und erhitzten sich somit sehr schnell. Und bei einem Mech wie Malkites Zeus passierte das sehr schnell, wenn er nicht mit seinen schweren Laserwaffen aufpasste. Aber Malkite war Profi genug, darauf zu achten."

Ab etwa Seite 100 wird das zwar ein wenig besser, bleibt aber trotzdem immer noch sub-standard. Zusammen mit den Schwächen in der Rechtschreibung und vor allem der hakeligen und unrealistischen Story macht es daher keinen echten Spass, dieses Buch zu lesen. Und auch wenn es für mich das erste mal ist, dass ich ein Buch in einer Rezension derartig auseinandernehme (normalerweise bin ich ein gutmütiger Leser und bewerte eher positiv), so hat "Battletech Berserkerbanden" in meinen Augen nichts Besseres verdient!


Spoiler:

Für alle, die jetzt noch etwas mehr über den Inhalt des Buches erfahren möchten, gibt es einen Spoiler mit einer Zusammenfassung der Story. Falls einer von euch das Buch irgendwann doch nochmal lesen möchte (wo auch immer ihr es herbekommt), sollte er auf den folgenden Link NICHT draufklicken!

+++ACHTUNG SPOILER+++


Fazit:

Eigentlich würde ich mich über die EUR 11,- ärgern, die dieser "Roman" gekostet hat, denn vom Inhalt her ist er das absolut nicht wert. Durch den, sagen wir mal, "Unseen"-Status stellt er jedoch, trotz seiner nichtexistenten Qualität, eine Art besonderes Unikat dar, das wohl die wenigsten BT-Fans jemals in der Hand halten werden. Dennoch sollte man sich keine grossen Gedanken machen, wenn man es nicht lesen konnte. Nur für Hardcore-BT-Fans, die absolut JEDES BT-Buch im Regal haben müssen, egal wie grottenschlecht, ist dieses "Machwerk" interessant. Alle anderen haben NICHTS verpasst!

Ergebnis: Story mangelhaft, Ausführung ungenügend!
Amazon-Bewertung: 1 Stern (weil 0 nicht geht)



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